Gedanken, Ängste und ungehörte Hilferufe

Und dieser scheiß Krebs lässt einen nicht los. Man steht die OP durch, man macht die Chemo, man quält sich 4 Wochen durch eine schwere Lungenentzündung mit Schüttelfrost, hohem Fieber, einer starken Diarrhoe, Erbrechen, fängt sich zudem noch den Ansatz einer nassen Rippenfellentzündung zu. Der Auslöser der Lungenentzündung ist bis jetzt noch unbekannt aber dafür wurden atypische Zellen in meiner Lunge gefunden die als Tumorverdächtig gelten. Und dann erzählen mir idiotische Ärzte vor der Lungenentzündung usw ich soll mir keinen Kopf machen, ich werde gesund. Es ist doch so, dass Krebs nicht heilbar ist, sondern sich nur auf unbestimmte Zeit eindämmen lässt.

Mein restliches Leben werde ich diese Angst haben ob es wieder kommt, wie es weiter geht usw. Eine sehr starke zusätzliche psychische Belastung bis zum Lebensende. Es ist auch nicht nur die Frage ob es wiederkommt, sondern wo es evtl neu entsteht, die Frage ob während der Chemo wirklich alles eliminiert wurde.

Wir können uns Moleküle, Atome und komische Hintergrundstrahlung anschauen, aber so ein paar beschissene Metastasen usw zu sehen im frühsten Stadium ist einfach nicht möglich.

Keine Ahnung was ich mache wenn wirklich was kommt oder schon da ist, aktuell weiß ich nicht einmal ob ich meine Prüfung im Sommer packen würde und spiele mit dem Gedanken sie auf den Winter zu schieben. Auch ob ich einen Job, ja ich wünsche mir echt nen Job zu haben, durchstehen würde ohne um an den ganzen scheiß zu denken. Mir ist es egal ob wirklich differenziert wird welche Krebsart man hat, für mich macht es keinen Unterschied, tödlich sind sie alle.

Manchmal wäre es schön wenn man nichts wüsste, wer weiß wie lange ich dann noch gelebt hätte, wer weiß wie lange ich es nun werde.

Viele Menschen machen sich Sorgen was morgen im fernsehen kommt oder wer bei DSDS, GNTM usw weiter kommt, andere machen sich Sorgen was sie morgen anziehen sollen. Ich mache mir Gedanken drüber und habe Sorgen wie es morgen in meinem Leben weiter geht.

Viel Unterstützung bekommt man nicht, liegt es dran, dass manche einfach überfordert sind? Alle ab 300km mindest Distanz mal aussenvorgelassen. Es kommt keiner auf die Idee zu sagen, komm zieh dich an wir waren jetzt mal nen Tag an die Nordsee oder in irgendeinen Zoo. Nein man sitzt alleine, kriegt den Kopf nicht frei, schreit nach Hilfe, klammert sich an jedem Gras- und Strohhalm aber nichts. Klar könnte ich alleine an die Nordsee oder in einen Zoo fahren, aber auch dann wäre es wieder nur ich ohne Gesellschaft und der Kopf würde weiter rattern.

Und wenn mich jetzt einer fragt wieso ich immer ernster und zynischer in manchen Dingen werde, aktuell noch extremer als vorher, sollte sich den vorherigen Absatz mal durchlesen.

Ja jeder Tag kostet mich extrem viel Kraft. Wo gegen kämpfe ich an? Ich kämpfe gegen unmengen Ängste an, kämpfe gegen die Ungewissheit, kämpfe um nicht zusammen zu brechen, kämpfe um nicht aufzugeben, kämpfe um nicht einfach meine Zukunft weg zu schmeißen. Aber diese scheiß Kämpfe kosten eine Kraft wovon sich keiner eine Vorstellung machen kann. Ich liege im Staub, fresse den Staub, fühle mich wie von 500 Leute zusammen geschlagen und versuche immer noch aufzustehen alleine. Jeden Tag ein bis zwei Gründe zu finden die es mich durchstehen lassen. Es ist nicht einfach und wirkt wie ein endloser Alptraum aus dem ich zu gerne aufwachen möchte in der Hoffnung dass es nur ein Alptraum war. Doch leider ist es absolute Realität mit der ich jeden Tag konfrontiert werde.