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13.03.2018 Einer von vielen Rückblicken

in 13 Stunden ist es 3 Jahre her dass ich aus der Chemo kam. Freitag der 13. Ich weiß noch wie kalt es für mich war, wie kaputt ich mich fühlte und die schmerzen in der Brust sich leicht bemerkbar machten. 3 Jahre sind eine lange Zeit in der viel geschehen ist aber irgendwie auch gar nichts.

Was habe ich geschafft?
– Eine Tumorentfernung
– Eine schwere Lungenerkrankung überstanden
– 3 OPs in 4 Monaten
– Meine Umschulung erfolgreich beendet
– Habe Zeitz, Leipzig (mal wieder), Linz, Wien und München gesehen
– Hab Verwandschaft kennen gelernt die teilweise einen ähnlichen Humor haben wie ich

Was ist geblieben?
– Die Depressionen sind noch da und haben einen Höhepunkt erlangt
– 5 Narben die mich noch lange begleiten und sich gerne bemerkbar machen
– Ein rechtsseitiger Zwerchfellhochstand, gar nicht lustig da durch kriegt man sehr schnell Sodbrennen
– Ein stark vermindertes Lungenvolumen

Was steht aus?
– Gesund werden
– Einen Job finden
– Die Welt erobern
– Das Universum versklaven

Rückblick und Vorrausblick

Das neue Jahr ist nun knapp 3 Stunden alt, somit liegt 2015 hinter uns mit vielen höhen und tiefen.


Rückblick:

Im Januar 2015 stand ich vor meiner praktischen und mündlichen Prüfung meiner Umschulung doch 1 Tag vorher gab es eine schwerwiegende Diagnose.

Krebs

Im Januar gibt es 2 Jubiläen für mich, sowohl die Diagnose als auch die Entfernung des Tumors.

 

25.05.2015 – Eine Woche schon im KH

Nun bin ich seit über einer Woche im KH, hab ja sonst nichts zu tun. Was auch stimmt. xD Es ging also typisch weiter, Röntgen, BGA, Blutabnahme, Befragung wie es mir geht. Zudem wurde mir heute geholfen dass ich mal ganz körpertechnisch gewaschen werden konnte. Ein Kumpel kam vorbei und wir versuchten die ersten Schritte auf der Station. Gar nicht so einfach aber es ging. Das nervige war eigentlich nur diese blöde Saugdrainagepumpe die man immer mit rumschleppen musste und von der Station runter durfte ich auch nicht. Klar würde ich gehen, da passiert was, wäre es definitiv fatal. Also schön brav auf die Ärzte hören, habe ich ja leider Gottes selber ein paar mal massiv überschätzt bzw war extrem fahrlässig. Das schönste aber war der Döner den es zu essen gab, endlich mal was halbwegs vernünftiges. Mal schauen was die nächsten Tage so bringen werden.

24.05.2015 – Sonntag

Wuhu wir haben Sonntag und es ist noch weniger los. Oh welch Freude, meiner Zimmernachbar wurde leider entlassen und ich bekam einen Neuzugang. Ein arabisch sprechender Mensch der in einem Asylantenheim (klingt irgendwie so negativ der Begriff) in einer Messerstecherei verwickelt war und den kürzen zog. Er jammerte über schmerzen.

Ich hatte die Kontrolle über den Fernseher was mich aber auch nicht aufgemuntert hat. Es war so öde. Also langweilen wir uns weiter. Glaubt mir an Sonntagen ist im KH noch weniger los als sonst wo.

23.05.2015 – Samstag

Ja heute hätte ich nach dem eigentlichen Plan rausgekonnt, aber wozu Pläne machen, ist doch eh ein Witz. Heute passierte so gar nichts ausser liegen, schlafen und fernsehen. Man wie meine Jugend, was will man mehr. Hmm einen PC, gute I-Net, ordentliches essen, gescheiten Fernseher wie in Dortmund evtl? Wird wohl nix. Und bevor ich euch nun noch erzähle wie langweilig mir ist, verkneife ich es mir dann doch.

22.05.2015 – Mein Lieblingsanethesist, Mein Rücken und der blöde PDK

Heute ist der Tag der OP, welch Freude. Natürlich direkt vor dem Mittagessen. Die Hoffnung das alles gut läuft hatte ich eh schon verloren, denn irgendwas wird passieren. Ich sollte echt wetten wenn ich im KH bin. Ich würde zum Röntgen verfrachtet und keine 10 Min später ging der Anruf auf der Station ein, ich solle zur OP. Ich lag also in der Radiologie, denke mir nichts böses, wurde geröngt und hey meine Lieblingsärztin sowie der Oberarzt suchten mich, ich lag zur Abholung bereit in der Radiologie, man wunderte sich was der Murks sollte aber egal. Ab zum OP.

Ich warnte den Anästhesisten vor und er wusste ja bescheid, war der gleiche wie vorher. Man versuchte den blöden PDK in den richtigen Kanal in meiner Wirbelsäule zu schieben. Natürlich seitlich, direkt ging ja nicht, aber es war ätzend. Ich dachte beim letzten mal ging es schneller, aber nein es dauerte auch wieder ne ganze Stunde bis es passte. Zwischenzeitlich sackte mein Kreislauf ein Paar mal weg. Einfach wäre ja auch definitiv zu einfach. Irgendwann saß das Ding, ich durfte noch atmen. Ich meine es ging damals doch schneller, da merkte ich nicht wie es in den OP ging, dieses mal schon aber weg war ich.

Gute 4 oder 5h später wachte ich im Aufwachraum auf. Man war mir kalt und quälte mich in die embryonale Stellung, zum Leitwesen der Schwestern bis es dann doch mal ne Heizung gab. Irgendwann war ich stabil genug, munter, hatte hunger und durst. Ja ich bin dann sehr quengelig, ich kann Babys konkurrenz machen. Egal, die Schläuche fühlten sich diesesmal anders an, ja sie waren dicker, der Bauch war nicht mehr aufgedunsen und es schmerzte noch mehr. Versucht mal wenn ihr euch nicht bewegen könnt in so ne Urinflasche zu machen, besonders wenn noch zig Leute da sind. War das ätzend. Egal es wurde geschafft. Ich kam auch wieder auf mein gleiches Zimmer wo mich mein Zimmergenosse schon wartete.

Ich bekam mein Abendessen, konnte mich nicht bewegen, alles doof.
In diesem Sinne eine gute Nacht Leute.

21.05.2015 – Ich hab noch nie so gehungert

Es war nun soweit, Punkt 7 Uhr kamen die Schwestern zum morgendlichen nerven. Aber oh Freude das Frühstück blieb mir ja verwehrt, da ich heute meine OP haben sollte. Das Frühstück kam und ich konnte halbwegs mit Leben. Es dauerte und dauerte, das Mittagessen kam, keine OP nichts zu essen für mich. Ich wartete weiter auf die OP. Um genau 17:55 Uhr kam der Oberarzt und ich hab geraten ob die OP Ausfällt. Man hätte ich gewettet wäre ich reich gewesen, ja OP wurde direkt auf Freitag geschoben und er organisierte ein Abendessen (Leider Krankenhaus kost, einfache Portion). Na immerhin was zu essen. 1 Tag nichts essen, keinen PC. Geht mal voll nicht. Egal, leider gabs keine lustige Tablette zum schlafen, wäre ja viel zu gefährlich mir ne Zopiclon zu geben. Genau deswegen habe ich die vorher ja auch immer bekommen. Egal ich werd versuchen zu schlafen.

Achja die OP wurde verschoben weil einer sich hat zu Matsch prügeln lassen und einer mit Hirnblutungen rein kam. Mein erster Gedanke war zynischerweise „Wie unhöflich, hätten die sich das nicht nen Tag später einfallen lassen können?“ Ja wenn ich hungrig bin, bin ich sehr verständnisvoll aber gut es ist ein KH und Notfälle gehen vor. Also halb so wild.

20.05.2015 – Untersuchungen und Langeweile

Ich weiß ja wie langweilig Krankenhäuser sein können, aber wenn du nicht mal 5 Meter bis aufs Klo gehen kannst und dabei schon 50 Pausen brauchst am liebsten sogar ein Taxi was soll man da machen? Entweder man quartiert sich auf dem Klo ein oder aber man quält sich hin. Aber oh Freude heute gab es mal so gar keine Untersuchungen und auch keine Blutabnahme, meine Venen freuen sich. Auf meiner rechten Seite konnte ich weiter trommeln und mein Nachbar wurde weggebracht dafür kam jemand neues hinzu. 40 bis 50 Jahre wegen einer Lungenentzündung, wenigstens jemand mit dem man reden konnte. Soweit es möglich war, generell schauten wir fern. Morgens lief RTL oder irgend ein anderes Frühstücksfernsehen und wenn er weg war hab ich mir Dokus auf N24 angesehen, irgendwas musste man ja machen. Zugegeben, als mir der Tumor entfernt wurde, das war wesentlich lustiger, genauso wie die Zeit während der Chemo. Immerhin wurde man zu den Untersuchungen gefahren, egal ob BGA (Blut Gas Analyse) oder Röntgen, gelegentlich auch mal ein CT.

Aber hey der erste Schlauch kam raus so ganz unverhofft. Doch kamen gegen späten Nachmittag doch die beiden lustigen Oberärzte und hatten eine „gute“ und „sehr gute“ Nachricht für mich. Also erstmal die „gute“ Nachricht. Ich lebe, nun die „sehr gute“ Nachricht. Ich muß nochmal unter das Messer da nicht alles zu 100% sondern nur 99% entfernt wurde und sich eine Pleuraschwarte neubilden wollte. Man hat es früh genug erkannt. OP direkt morgen früh.

19.05.2015 – Betten rücken im KH

Pünktlich 7 Uhr, die Tür wurde aufgerissen und ich stand seelisch steil und stramm im Bett, was körperlich absolut nicht ging. Mir wurde dezent mittgeteilt ich werde wieder verschoben in ein anderes Zimmer, da Wahlleistungsbereich nicht von meiner Kasse gezahlt wird. Also wieder angeschnallt und ab ging die Post auf das nun letzte Zimmer, natürlich Fensterplatz. Meinen kleinen Sauger immer dabei. Für den Sonntag war sehr wenig los, die meiste Zeit verbrachte ich mit fernsehen oder gar schlafen. Soviel hab ich vermutlich als kleines Kind geschlafen. Aufstehen war immer noch nicht drin und die Toilette bestand aus ner Pieselflasche. Es gab nochmal eine Röntgenuntersuchung und ansonsten war es ruhig. Sonntags einen Termin fürs Röntgen usw haben ist toll, man kommt so extrem schnell ran ^^

An diesem Tag war echt nicht viel los. Meine rechte Seite sah aus wie ein Luftballon und fühlte sich auch so an. Da ich aber absolut gar keine Ahnung von hatte nahm ich es als gegeben hin, dass es dabei ungesund war hab ich erst zu Hause herraus gefunden.

In diesem Sinne bis morgen, ich geh schlafen.

18.05.2015 Der nächste Morgen

Der nächste morgen begann wie immer, irgendwelche Schwestern stürmten das Zimmer und gingen einen auf den Sack wegen der Medikamentenverteilung. Vermutlich war es wie sonst auch 7 Uhr morgens. Krankenhaus ist in dem Fall schlimmer als irgendwas anderes. Ich registrierte nun die tollen Schläuche an mir genauer und hatte riesen Probleme mich aufzurichten. Ein Bett mit elektrischen Hebern hab ich die ganze Zeit nicht bekommen, alles solide analoge Technik. Ich kam mir fast vor wie ein Computer und dann sollte ich mich noch aufrichten. So überfordert war ich in meinem ganzen Leben nicht, alles tat weh und dann irgendwie aus dem flachen Bett mich aufrichten. Mal im ernst, wollte die mich verarschen? Wie sollte das bitte gehen? Es ging mit großen Schmerzen und dann wurde ich erstmal irgendwie gewaschen. Später kamen dann die Anesthesisten für den PDK, zu dem Zeitpunkt hatte ich noch die Mischung inkl dem Morphin drin. Man erhöhte die Flussmenge von 4 auf 8,52 ml pro Stunde und ich durfte mir einen Bolus verpassen. Ein Glück lag ich im Bett, sofort Füße hoch und weiter ging es. Das wollte mir den Kreislauf ganz böse weghauen, es wurde also erstmal auf 6 ml pro Stunde eingestellt. Das einzige was mich in den Wahnsinn trieb war dieser elendige Juckreitz. Es war die Hölle, man sagte es liegt wohl am Morphin, es wurde entfernt und das Jucken hörte nach und nach auf. Nur die Schmerzen wurden dadurch deutlicher, also lieber etwas mehr Schmerzen als sich zu Tode schuppern. Irgendwann wurde ich von der Intensiv aufs Zimmer verfrachtet, da mein vorheriges aber nicht mehr war, da kam ich doch glatt in den Wahlleistungsbereich, war aber ein 2 Bett Zimmer. Der Kerl neben mir, keine Ahnung was der hatte aber schien ein Pflegefall gewesen zu sein. Aber bevor ich abschweife, es war cool, großer Schrank, Minibar, eigener Fernseher. Gut das Einzelzimmer auf der Onkologie war besser im Punkt Fernseher, da brauchte ich keine Kopfhörer aber egal, es ging. Also verputze ich meinen Kuchen, genoß meine Cola und gammelte im Bett rum und schaute fern. Was hab ich mein Internet und PC vermisst. So nur mit nem Smartphone ist schon ein Alptraum. Ich hab es aber geschafft den Tag rum zu bekommen.